"Manches wird erst gut, wenn man es gut sein lässt."
Warum fallen uns manche Dinge super leicht und wiederum andere, die uns noch dazu besonders wichtig sind, so schwer...? Und warum gelingen uns manche Sachen erst dann, wenn wir sie aufgeben?
Kurz vorweg: Ich finde krasse Erwartungen, ausgeprägten Mut oder die Fähigkeit besonders gut loslassen zu können weder gut noch schlecht, richtig oder falsch oder halte eines davon für das Non-Plus-Ultra des Ziele-erreichens. Ich finde sie alle drei - richtig dosiert - sehr kraft- und wertvoll, wenn es darum geht so zu leben, wie man es sich vorstellt und die Dinge zu erreichen, die auf der eigenen Wunsch- und Bucket-List stehen. Und loslassen hin oder her - von nix kommt ja nix. Irgendwas muss man schon dafür tun und erwarten… Aber eben auch lassen… oder beides?!
Herzlich Willkommen wieder mittendrin im Sinnieren und bei "Was denn nun?"… *lach*
Wir satteln das Pferd mal von hinten auf: Das Loslassen
Jeder von uns kennt dieses schon angesprochene Phänomen: Irgendetwas, für das wir uns ewig abgekämpft oder bemüht haben, wird genau dann wahr oder funktioniert endlich, wenn wir es gerade endgültig abgehakt haben. Frustriert, genervt, resigniert oder friedlich - egal. Jedenfalls hatten wir eingesehen, dass es "so" jedenfalls nix wird und haben ihm/ihr/der Sache mit einem erlösenden "ach scheiß drauf" den Laufpass gegeben.
Und dann kommt der Clue. Eine gefühlte Ewigkeit ging nix vorwärts und nun plötzlich, wenn man das Thema in Frieden lässt (im wahrsten Sinne des Wortes!), gehts plötzlich wie von Zauberhand…
Oder du kennst folgende Situation: Dir ist etwas oder Jemand ultra wichtig oder du hältst die Situation für SEHR bedeutend und entscheidend für die Zukunft/für die Liebe/für diese eine Sache/für deine Beförderung/für was auch immer und plötzlich stellst du dich bei den selbstverständlichsten Selbstverständlichkeiten an, wie der erste Mensch… *lach* Wir hören uns komische Sachen sagen, machen merkwürdige Dinge und erkennen uns selbst nicht wieder. Und ärgern uns maßlos über uns selbst und unsere Unzulänglichkeit…!
Oder (und auch das - behaupte ich - haben wir alle schon erlebt…) wir rennen diesem einen Menschen hinterher, tun ALLES, was in unserer Macht steht, um ihm oder ihr zu gefallen. Wir überschütten diesen Menschen mit Liebe, Aufmerksamkeit, mit Gefälligkeiten und Zuvorkommenheit, mit Wissen, Schirm, Charme und Melone. (Und apropos: "Ich habe eine Melone getragen" aus Dirty Dancing ist an dieser Stelle eine willkommene Erinnerung an eine solche Tollpatsch-Szenerie *lach*) …mit welchem "Erfolg"? Richtig. Mit keinem. Oder sogar mit dem Gegenteil von dem, was wir erreichen wollten.
Das alles läuft bis zu dem Moment, wo wir das merken und uns fragen, was für ein Film hier gerade läuft und, ob wir eigentlich noch ganz sauber sind. Und dass die Situation, die Person oder die Umstände es definitiv nicht Wert sind, sich so zu verlieren, zu verbiegen, sich so anzubiedern oder zu verleugnen. Und, dass wir DAS, was hier vor sich geht nicht nötig haben! SO!
Und dann, wenn wir endlich drauf sch*****, wir wirklich loslassen, wenn wir unseren Wert wieder finden, wenn wir unsere Grenzen endlich sehen und wenn es uns ehrlich egal ist, was am Ende dabei rauskommt, dann dreht sich der Spieß plötzlich um. Wir bekommen Aufmerksamkeit, Angebote, werden für toll befunden, etc pp.
Was ist das also für ein seltsames Phänomen?
Darf man denn keine Ziele, Erwartungen oder Wünsche mehr haben und nach etwas Streben? Muss man erst Alles sein und Jeden in Frieden lassen, damit es zu uns findet. Darf man kein ehrliches Interesse und keine euphorische Begeisterung zeigen, weil dann alles vor uns wegläuft? Und das meine ich nicht nur privat - auch beruflich hätte ich zig Beispiele.
…ich sage dir, ich habe mir diese Frage schon so oft gestellt.
Und mittlerweile habe ich eine Antwort für mich gefunden. Jedenfalls auf einige dieser Fragen und ich möchte sie in der heutigen Inspiration mit dir teilen.
*kleine Randnotiz: Die Antwort hat gedauert und lässt in manchen Lebensbereichen auch immer noch auf sich warten. Wie gesagt, ich übe mich auch noch in Geduld... ;-)
Der Überbegriff, der mir aber in den letzten Wochen und Monaten dazu immer und immer wieder eingefallen und auch aufgefallen ist, ist Bedürftigkeit und/oder Neediness.
Kennst du Menschen, die das ausstrahlen? Die von dir unbedingt etwas brauchen - und am besten jetzt. Oder Menschen, die dir unbedingt etwas geben möchten - und am besten ganz viel davon? Menschen, die sich mit allen möglichen Dingen, Konsumgütern, Wertgegenständen umhäufen und sich mit einer Verhaltensweise und Aufmerksamkeit aufdrängen, die zwar nur gut gemeint ist, aber fast erdrückend wirkt? Kennst du das Gefühl? Kennst du das vielleicht von dir selbst?
Und kennst du auch das Gegenteil? Fällt dir jemand ein, der augenscheinlich mit sich total im Reinen ist, in dessen Anwesenheit es immer sehr angenehm und unanstrengend ist? Bei dem es so gut wie keinen Drama-Modus, keine Konkurrenzgedanken, kein ätzendes Geläster und keine unterschwelligen Erwartungen gibt?
Wie fühlt sich das an? Wie fühlt sich der Mensch an? Wollen wir mit diesem Menschen mehr Zeit verbringen? Genießen wir dessen Aufmerksamkeit und saugen seine Energie auf? I guess YES!!
Es ist für mich ein Gefühl von Sog vs. Druck, von loslassen vs. festhalten, von Gelassenheit und Entspannheit vs. Zwang, mehr sein anstatt haben, von mehr tun anstatt labern.
Worte oder Werte, die mir dazu einfallen sind: Integrität, Charisma, Akzeptanz, Demut & Leichtigkeit, Rhythmus, Lebensfreude und Hingabe.
Mut zur Lücke
Vor einigen Jahren habe ich einen Zeitungsartikel in einem Magazin gelesen, in dem es darum ging, dass nichts und niemand in uns eine Lücken schließen kann und, dass auch niemand dazu benutzt werden darf (und kann). Es ging vor allem um Beziehungen. Warum wir uns manche Partner aussuchen und uns wundern, warum es wieder und wieder nicht funktioniert. (Zu dem Zeitpunkt ein großes Fragezeichen in mir.) Oder noch schlimmer, warum manche Menschen "geghosted", also ohne Vorwarnung und praktisch über Nacht verlassen werden. Solltest du das noch nicht erlebt haben - herzlichen Glückwunsch, dir ist etwas sehr Komisches erspart geblieben…! Ich habe es tatsächlich erlebt und natürlich eeeeeewig gegrübelt, wie jemand so etwas tun an. Ich sage dir, man kann, wenn man nicht anders kann...
An der Stelle sei fairerweise auch gesagt, dass auch ich mich schon sehr radikal aus Beziehungen gelöst habe - privat wie beruflich. Und mit radikal meine ich nicht bösartig oder verletzend, sondern mich und meine Wurzeln (radikal, von Radix = die Wurzel) schützend und konsequent meine eigenen Grenzen und Werte wahrend.
Und dann war die Erkenntnis da:
NICHTS UND NIEMAND DARF, SOLL UND KANN EINE LÜCKE IN MIR FÜLLEN.
Niemand kann mir seinen Mut, seinen Selbstwert, seine Souveränität, sein Selbstbewusstsein, seine Selbstliebe - zusammenfassend seine Selbstkompetenz - übertragen. Ich muss meine Lücken selbst füllen! Und ich will ja auch keine Lücken bei anderen füllen! Kann ich auch gar nicht und das ist auch keine Bürde, die ich zu tragen habe! Jeder weiß, wie sich das anfühlt, wenn man dich in eine solche Situation gerät - man ergreift die Flucht.
BÄM. Das hat bei mir damals gesessen!
Es sind mir sämtliche Augen und so viele Lichter aufgegangen….
Es ist die Ausstrahlung von Bedürftigkeit, von "gib mir etwas, das du hast und das ich brauche." Natürlich darf man Wünsche und Bedürfnisse haben, aber keine Bedürftigkeit. Kein "ich brauche dich, sonst..." Selbst wenn man das weder sagt noch denkt, man fühlt es.
Niemand von uns Erwachsenen hängt an einer Nabelschnur - jedenfalls nicht körperlich. Wir sind nicht mehr abhängig, wir verkabeln uns nur mental und emotional immer und immer wieder und machen uns abhängig.
Natürlich ist alles im Leben mit besonderen Menschen, Dingen oder Erlebnissen noch viel schöner und erfüllter und das ist erstrebenswert. Das im Außen ist aber nicht die Basis. Wir selbst sollten sie sein und unsere Lücken mit Selbstwert stopfen. Dann flutscht das Außen quasi eh von selbst...
Das ist leichter gesagt als getan und möchte mit diesen Zeilen und Worten nicht demonstrieren, dass ich das zu 100% in allen Lebensbereichen und zu jeder Zeit schaffe. Es ist aber ein riesen Gewinn, wenn wir die Wirkung und das Prinzip dahinter verstanden haben und uns das ein oder andere mal dabei ertappen, wenn wir in die Bedürftigkeitsfalle tapsen. Und wenn wir dann ein paar Tools haben, da wieder rauszukommen und die Anderen in Frieden lassen können… ;-)
Es ist die Ausstrahlung und das tiefe Gefühl von Selbstkompetenz, Selbstverständnis, Selbstwert, Selbstliebe (oder -freundschaft) und des sich selbst genug seins. In diesem Zustand ist jeder Einzelne so angenehm, weil wir dann weder anstrengend, noch bedürftig, noch nervig, noch energieraubend, noch bedrängend, noch erwartend, noch fordernd, noch zu viel sind…
Kennst du dieses Gefühl immer irgendwie zu viel zu sein? Zu positiv, zu viel Liebe, zu viel Energie, zu viel Euphorie, zu viel Power, zu viel Forderungen, zu viel alles? Ich kenne das zu gut und wusste vor einigen Jahren nie wohin damit!
Wenn du das ganze Ding rund um deine Werte, deine Lücken, deine Bedürfnisse und deinen Selbstwert mit dir anfängst selbst auszumachen, bist du nicht mehr zu viel - dann du bist das Beste, was dir und jedem um dich herum passieren kann…!
Eines möchte ich nochmal herausstellen:
Ich bin immer noch der Meinung und Fan davon, dass man für seine Ziele losgehen und etwas tun soll. Sich etwas wahrlich verdient zu haben ist auch immer noch erfüllender als alles nur geschenkt zu bekommen...
Es steckt aber etwas sehr pushendes und gleichzeitig erlösendes in dem Ausspruch "Jetzt ist’s eh schon egal!" …oder Wurscht. Wir kennen alle diesen Moment, wenn wir das denken oder sagen und innerlich (endlich) loslassen. ;-) Denn es löst diese Leichtigkeit aus, die manche Situation einfach braucht. Es hat aber nichts damit zu tun, dass uns etwas "egal" ist, wie wir es negativ im Sprachgebrauch verwenden oder bewerten, und es deswegen funktioniert. Egal heißt gleich sein. Es ist uns gleich, was passiert. Es ist gleich gut, welches Ergebnis dabei herauskommt. Égalité (kennen wir z.B. aus dem Tennis) heißt Einstand, Gleichstellung. Wenn wir diesen Zustand erreicht haben, dass nur noch die Leidenschaft da, aber die Erwartung weg ist, weil es für uns und unseren (Selbst-) Wert egal ist, weil es uns nur um die Sache an sich geht, passieren die coolsten Dinge!
Für mich ist es der goldene Weg zwischen "alles geben" und "nichts brauchen". That’s where the magic happens...
Finde deinen Rhythmus zwischen Power und Pause, zwischen tun und sein, zwischen geben und nehmen. Nimm dir ein Beispiel an Ebbe und Flut und lass kommen und gehen, was kommt und geht.
Ich wünsche dir sehr viel Lebensfreude, Leichtigkeit und eine große Portion Intuition!
Komm gerne in meinen Newsletter und sei wieder bei den nächsten Workshops dabei, die sich genau darum drehen werden.
Ich freue mich auf dich!
Deine Lisa
Yorumlar